Barbara, wieso malst Du, was bewegt Dich dabei?
Die Malerei ist für mich eine Sprache die Welt zu entdecken. Sie ist Öffnung, fast ein Riß in der Zeit um der Wirklichkeit zu begegnen. Es ist diese Haltung die mich dabei so fasziniert. Für mich entsteht dabei ein Raum auf jener sehr feinen Ebene, in der Berührung möglich ist. Das macht mir das Leben spürbar. Alles was geschieht fußt darin. Die Bewusstheit und das Vertrauen, worin für mich die Schönheit wohnt, empfinde ich als eine natürliche Ordnung der Dinge. Diese zu teilen liegt mir am Herzen. Es ist meine Art das Feine dieser Welt zu stärken. Nähe ist so wichtig. Unsere Wahrnehmung ist überfordert. Wir haben so viel zu bewältigen, was teilweise ganz weit von uns entfernt ist, und finden kaum Zeit diesen empfindlichen Raum zu betreten.
Was
ist denn Schönheit für Dich? Was drückt sie für Dich
aus?
Schönheit
definiert sich in mir nicht nur in etwas Sichtbarem. Da ist ein
Geheimnis, etwas was sich gar nicht so genau benennen lässt. Sie ist
vor allem ein Berührtsein. Die Trennung zwischen dem Betrachter und
dem Schönen wird durchlässig. Ein wenig fühlt es sich an wie ein
Erkennen. Da weiß etwas voneinander. Sie ist fern von
Vollkommenheit, ist lebendiger Ausdruck.
Farben, Oberflächen,
Formen spielen da eine große Rolle. Licht und Bewegung, Zeit die
allem innewohnt. Auch sichtbar geworden Zeit, die einfach vorhanden
ist. Im japanischen Pantheon gibt es einen Begriff für jenen Glanz
der entsteht wenn man Dinge immer und immer wieder berührt. "Nare"
verleiht Wesentliches. Die Grundsätze des Wabi-sabi inspirieren
meine Arbeiten.
Schlichtheit, Einfachheit... die japanische
Ästhetik, ihre Philosophie begeistert mich. Sie ist für mich
Heimat.
Und
welche Bedeutung haben die Farben für Dich dabei?
Farben
sind mein Ausdruck. Sind "weltgewordener" Geist für mich.
Ich bin fest davon überzeugt, dass alles was wir erleben Ausdruck in
uns findet. Spannend ihre Nachbarschaften. Die Beziehung die zwischen
ihnen entsteht, ihr Verhalten, ihre Schichtungen sind für mich
interessant. Oft lege ich viele übereinander um sie mit jedem neuen
Farbauftrag weiter zu öffnen. Es ist mir wichtig, sie soweit als
möglich, in ihrem Ursprung zu verwenden. Ich vermale historische
Farben, die aus Erden, Erzen, Mineralien, organischen Grundstoffen
gewonnen wurden. Sie sind schon da! Farbe ist steter Wandel,
Vergänglichkeit, Spiel. Licht bricht sie auf mannigfaltige Weise.
Sie zu begreifen, zu benennen, in irgendeiner Form einzugrenzen ist
für mich nicht möglich. Allein die Vorstellung, dass jeder Mensch
auf seine ganz eigene Weise Farben wahrnimmt, sie auch
unterschiedlich sehen kann, fasziniert mich. Was für ein
geheimnisvolles Bild, dass sie gemäß Goethe´s Farbenlehre an den
Grenzen zwischen Licht und Dunkelheit entstehen. Wir können uns mit
ihnen vertraut machen.